Blackout - Kohlewinter - französischer Atomstrom

Stromversorgung: Das war das Jahr 2023

Installation einer PV-Anlage

Blackout, Kohlewinter, massenhafter Import französischen Atomstroms, Deutschland der Strombettler Europas – das waren die Szenarien, die im vergangenen Jahr die Zeitungen, die Sozialen Medien und manche politische Debatte bestimmt haben. Die dummen Deutschen schalten ihre Kernkraftwerke ab und fahren ihre Stromversorgung an die Wand.

2023 wurde so wenig Braunkohle verstromt, wie seit 1964 (!) nicht mehr.

Gesamte Nettostromerzeugung aus Braunkohle in Deutschland 2023

Im April 2024 konnten nun sieben Braunkohleblöcke vom Netz genommen werden, die bisher für rund 10% der Stromerzeugung aus Braunkohle in Deutschland verantwortlich waren. Damit wird sich im aktuellen Jahr die CO2-Bilanz unseres Strommixes noch einmal deutlich verbessern.

Zum ersten Mal wurde mit 54,3% mehr als die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien bereitgestellt. Den größten Beitrag dazu leisteten Windkraftanlagen mit einen Anteil von 31 Prozent. Photovoltaik deckte 12 Prozent und Biomasse gut 8 Prozent, der Rest entfiel auf Wasserkraft und sonstige Erneuerbare.

Grafik: Anteil erneuerbare Energien am gesamten Stromverbrauch

Auch in absoluten Zahlen erhöhte sich die Nettostromerzeugung der Erneuerbaren um 19,3 TWh gegenüber 2022. Haupttreiber war dabei die Windkraft mit 17,3 TWh. Auf Photovoltaik entfielen 0,7 TWh.

Anteil erneuerbare Energien am gesamten Stromverbrauch

2023 ging unser Stromverbrauch um 4% zurück. Neben energieeffizienteren Geräten ist der Rückgang der Wirtschaftsleistung mitverantwortlich für den geringeren Verbrauch. Gleichzeitig aber legten die Erneuerbaren deutlich zu. Deutschland importiere im letzten Jahr netto 8,6 TWh, das entspricht lediglich 2% unseres Strombedarfs. Allerdings waren wir in den Jahren zuvor noch Stromexporteur.

Grafik: Stromimport und-export 2023


Während der netto-Stromimport aus Dänemark mit 10,7 TWh am höchsten lag (von dort beziehen wir überwiegend sauberen Windstrom), war der netto-Bezug von Strom aus Frankreich mit 0,4 TWh vergleichsweise gering.

Stromimport und -export 2023

Die einfache Antwort ist: nein. Dazu müssen wir uns die installierte Kraftwerksleistung genauer anschauen. Wir haben in Deutschland eine vom Wetter unabhängige installierte Kraftwerksleistung von 90 Gigawatt. Maximale genutzte Last im letzten Jahr war 74 Gigawatt.

Das bedeutet, wir importieren in erster Linie nicht Strom, weil wir ihn brauchen, sondern wir kaufen ihn ein, wenn er bei unseren Nachbarn besonders billig ist. Wenn in Dänemark der Wind stark weht und ja, auch wenn Frankreich im Sommer überschüssigen Atomstrom auf den Markt wirft. Dann werden unsere Kohlekraftwerke heruntergefahren, weil sie preislich nicht konkurrieren könen.
Und wir exportieren, wenn bei uns Stromüberschüsse vorhanden sind. Schauen wir uns das Beispiel Frankreich nochmal näher an: importiert haben wir 2023 von dort 12,4 TWh, nach Frankreich verkauft haben wir im gleichen Zeitraum 12 TWh. Strom wird im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist. Deutschland und die anderen europäischen Länder können so wechselseitig von den jeweils günstigsten Erzeugungsbedingungen profitieren.
In der öffentlichen Debatte wird dagegen gerne jede importierte kWh von manchen für die Behauptung genutzt, dass Deutschland vom Ausland abhängig sei (warum das bei Kohle, Erdöl, Erdgas oder Uran unerwähnt bleibt sei mal dahingestellt).

Wir stehen weiter vor riesigen Herausforderungen, wenn wir unabhängig werden wollen von fossilen Energieträgern. Neben dem deutlich beschleunigten Ausbau von Wind und Solar sowie dem Neubau flexibel zuschaltbarer Gaskraftwerke (das konnten die Atomkraftwerke nicht!) ist der weitere Ausbau der innerdeutschen und europäischen Stromnetze, besonders von den ertragreichen Windstandorten in Norddeutschland zu den Industriestandorten im Süden, entscheidend um den erzeugten Strom in Europa künftig effektiver verteilen zu können.

Installation einer PV-Anlage

Jeder Quadratmeter zählt! Für die Energiewende können wir unsere Dächer ausstatten mit Photovoltaik – private Dachflächen gleichermaßen wie kommunale.
Das ist notwendiger Klimaschutz – der nichts anderes ist als Schutz der menschlichen Lebensgrundlagen.


In diesem Sinne: Lasst uns die Dächer vollmachen!


Die Zahlen zu diesem Artikel stammen vom Frauenhofer Institut ISE, Freiburg
aufbereitet von Prof. Dr.-Ing. Bruno Burger
Alle Grafiken und viele weitere sehr aufschlussreiche Zahlen findet ihr hier oder tagesaktuell unter energy-charts.info