Weltkulturerbe – Ohne uns?!?

© Ulrich Kottke

Weltkulturerbe in Schelklingen: Im letzten Moment stoppt der Schelklinger Stadtrat im Januar 2023 die Einrichtung eines Eiszeit-Erlebnisraums in der Schelklinger Innenstadt. Als Standort war der ehemalige Schlecker-Markt auserkoren worden. Die Flächen sind erworben, das Projekt ist weit fortgeschritten und ein Zuschuss des Landesdenkmalamtes über 280.000€ ist genehmigt. Was war geschehen?

Angesichts der schwierigen Haushaltslage fordert die CDU-Fraktion, die Mittel für dieses Projekt zu streichen. Neben den Kosten für Bau und Ausstattung wurden auch die zu erwartenden Betriebskosten als Argument ins Feld geführt.

Chancen und Risiken

Es stellt sich die Frage, ob es keine Möglichkeiten gegeben hätte, die zugegebener Maßen vorhandenen finanziellen Risiken zu minimieren. Was wäre denkbar gewesen?

  • Einwerben von Sponsorengeldern: Die Grabungen am Hohle Fels wurden laut Homepage des Schelklinger Museums bereits von Heidelberg Materials unterstützt. Eventuell wäre der Konzern auch hier bereit gewesen als Sponsor aufzutreten und hätte möglicherweise so auch andere ortsansässige Betriebe zur Nachahmung animiert.
  • Generieren von Einnahmen: Eintrittsgelder, Bewirtschaftung, Merchandising, Veranstaltungen
  • Crowdfunding

Da die Sitzung des Stadtrats nicht öffentlich war, kann man nur mutmaßen ob solche Fragen erörtert wurden oder eben nicht. Selbiges gilt auch für die Chancen die sich für Schelklingen geboten hätten:

  • Steigerung der Attraktivität der Schelklinger Innenstadt: Der Eiszeit-Erlebnisraum hätte mit Sicherheit die Schelklinger Innenstadt aufgewertet. Und so einen Beitrag zu der von allen Seiten gewünschten Belebung dieser Innenstadt beigetragen. Sowohl durch mehr Besucher an sich, als auch durch die Schaffung eines attraktiven Umfelds für Geschäftsideen.
  • Zusätzliche Besucher: In Kombination mit dem Weltkulturerbe Hohle Fels kann von einer Steigerung der Besucherzahlen sowohl am Hohle Fels als auch in Schelklingen selbst ausgegangen werden.
  • Schelklingen als attraktive Destination: Weltkulturerbe, Geopark und Biosphärengebiet Schwäbische Alb – Dies alles macht Schelklingen bereits zu einer attraktiven Destination. Mit diesen Pfründen gilt es zu wuchern.

Es geht auch anders

Wie in der Presse zu Lesen ist, laufen in Ulm Planungen zum Bau des „Einstein Discovery Centers“ (https://einstein.center). Ein Projekt für das ein Investitionsvolumen im zweistelligen Millionenbereich veranschlagt wird.

Dem Vernehmen nach stellt die Stadt Ulm das Grundstück zur Verfügung. Ein privater Trägerverein übernimmt momentan die Einwerbung der benötigten Mittel. Erreicht wird dies durch Sponsoring von Firmen, Spenden, Mitgliedsbeiträge und Crowdfunding (https://ein-stein-fuer-einstein.de).

Natürlich ist dies ein Projekt von ganz anderen Dimensionen, aber ließe sich das Grundprinzip nicht doch übertragen?

Was muss sich ändern?

Dass dieses Projekt noch zu retten ist, darf bezweifelt werden. Der Zuschuss des Landesdenkmalamtes steht fürs Erste nicht mehr zur Verfügung und somit dürfte eine Finanzierung in absehbarer Zeit nicht gelingen. Was kann unternommen werden, um Projekte wie dieses künftig zum Erfolg zu führen?

  • Bürgerbeteiligung:
    • Durch angemessene Information der Stadtgesellschaft im Vorfeld solcher Entscheidungen könnte das Intersse der Bürger geweckt werden. In Schelklingen gibt es sicher Menschen die sich hier engagieren würden.
    • Einbeziehung der im Umfeld des Projekts tätigen Geschäfte/Unternehmen
    • Klare Darstellung der der Fakten, sowie der Chancen und Risiken. Nur so kann ein öffentlicher Diskurs gelingen
  • Alternativen bei der Finanzierung:
    • Identifizierung von Kooperationsmöglichkeiten mit lokalen Unternehmen
    • Könnten über das Projekt Einnahmen generiert werden?
    • Einwirken z.B. auf die Landespolitik über die lokalen Mandatsträger
  • Adäquate Kosten/Nutzen-Analyse:
    • Kann das Projekt Einnahmen für lokale Unternehmen generieren?
    • Kann das Projekt über die finanziellen Aspekte hinaus Mehrwert für Schelklingen generieren? Beispielweise durch regionale und überregionale Berichterstattung?
    • Lassen sich Synergieeffekte mit anderen Projekten erzielen?

Wollen wir Schelklingen in Zukunft voranbringen müssen wir einen anderen Umgang mit Projekten wie dem Eiszeit-Erlebnisraum praktizieren. Es gilt die Bürger mitzunehmen und mutige Entscheidungen zu treffen. Verzagtheit wird uns hier nicht zum Ziel führen.